Serie 2025 / Es geht um Liebe: Das Geheimnis  der ersten Liebe ©stock.adobe.com ValentinValkov
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Es geht um Liebe: Das Geheimnis der ersten Liebe

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Liebe? Hat sie Ihr Leben verändert? Es geht um Liebe, kommen Sie mit auf Entdeckungsreise. Dazu unterhalten wir uns mit verschiedenen Expertinnen und Experten, die das Thema erforschen, Menschen dazu beraten, therapieren und darüber schreiben. Den Start machen wir mit Psychologin Dr. Tita Gonzalez Avilés von der Universität Mainz. Sie forscht zu romantischen Beziehungen und den Einflüssen auf die persönliche Entwicklung. Mit ihr sprechen wir über den Einfluss der ersten Liebe, was diese Phase so besonders macht und warum Jugendliche heutzutage einen geringeren Wunsch nach einer Beziehung haben.

Warum ist die erste Liebe so besonders, gerade für junge Menschen?

Dr. Tita Gonzalez Avilés: Die erste Liebe ist eine einzigartige Erfahrung, weil sie so intensiv ist. Für viele ist es das erste Mal, dass sie diese Art von Nähe, Vertrauen und Aufregung erleben. Das Gefühl ist neu und kann überwältigend sein – im positiven wie im negativen Sinne. Es ist eine Phase, in der man viel über sich selbst und andere lernt. Gerade im Jugendalter, wenn sich so vieles verändert, kann die erste Liebe prägend sein.

 

Die erste Liebe ist eine einzigartige Erfahrung, weil sie so intensiv ist.

 

Geheimnis erste Liebe Beitrag 1

 

Was können Jugendliche aus der ersten Liebe ­mitnehmen?

Es ist eine wichtige Zeit, um soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln. In einer Beziehung lernt man, wie man miteinander kommuniziert, wie man Vertrauen aufbaut und wie man Konflikte löst. Repräsentative Daten aus Deutschland zeigen, dass rund 80 Prozent der Jugendlichen im Alter von 10 bis 20 Jahren ihre erste romantische Beziehung erleben. Diese Erfahrungen helfen später, gesunde Beziehungen zu führen – egal, ob romantisch oder freundschaftlich.

 

Beziehungen sind wichtig, aber es gibt auch viele andere Wege,
sich selbst kennenzulernen und sich weiterzuentwickeln.

 

Warum scheint es so, dass Jugendliche heute weniger oft Beziehungen eingehen als früher?

Das ist ein spannender Trend, den wir in unseren Studien beobachten konnten, und das liegt an verschiedenen Faktoren. Bei Jugendlichen mit Jahrgang 2001 bis 2003 waren 77 Prozent Singles, während es bei Jugendlichen mit Jahrgang 1991 bis 1993 74 Prozent waren. Also zehn Jahre später eine etwas höhere (um 3 %) Rate an Singles.

Junge Menschen konzentrieren sich stärker auf ihre persönliche Entwicklung, Ausbildung und Interessen. Es gibt weniger gesellschaftlichen Druck, früh eine Beziehung einzugehen. Traditionelle Lebensziele wie Heirat oder Kinder sind weniger wichtig geworden. Außerdem hat sich durch die Digitalisierung vieles verändert: Viele Freundschaften und Kontakte finden online statt, was von manchen als ausreichend empfunden wird. Die Prioritäten haben sich einfach verschoben.

 

Ist das schlecht für die Entwicklung?

Nicht unbedingt. Es zeigt, dass Jugendliche heute bewusster entscheiden, ob und wann sie eine Beziehung eingehen möchten. Beziehungen sind wichtig, aber es gibt auch viele andere Wege, sich selbst kennenzulernen und sich weiterzuentwickeln. Wichtig ist, dass man sich nicht von Erwartungen oder Druck von außen leiten lässt.

Geheimnis erste Liebe Beitrag 2

Das Ende der ersten Liebe fühlt sich oft so an, als würde die Welt zusammenbrechen, weil man diese Art von Verlust noch nie erlebt hat.

 

Sind Singles zufriedener in bestimmten Lebenskontexten?

Ja, Singles sind tendenziell zufriedener in städtischen Gebieten, wo es mehr Menschen in ähnlichen Lebenssituationen gibt. In ländlichen Regionen, wo traditionelle Beziehungsnormen stärker präsent sind, empfinden Singles häufiger Druck oder Isolation. Unsere Forschung zeigt auch, dass der Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen Singles und Menschen in Beziehungen größer ist, wenn viele Menschen im Umfeld in einer Partnerschaft sind.

 

Wie gehen Jugendliche mit Trennungen um? Gerade wenn es die erste romantische Liebe war?

Das Ende der ersten Liebe kann sehr schmerzhaft sein. Es fühlt sich oft so an, als würde die Welt zusammenbrechen, weil man diese Art von Verlust noch nie erlebt hat. Studien zeigen, dass etwa 60 Prozent der Jugendlichen nach ihrer ersten Trennung angeben, dass sie sich in den ersten Wochen sehr belastet fühlten. Aber es ist auch eine Chance, zu lernen, mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Viele Jugendliche entdecken in dieser Phase, wie wichtig Freunde und Familie als Unterstützung sind. Und sie merken: Das Leben geht weiter, und es gibt neue Möglichkeiten.

 

Haben Sie Tipps für Jugendliche, die gerade Liebeskummer haben?

Ja, vor allem: Redet darüber! Mit Freunden, mit der Familie oder jemandem, dem ihr vertraut. Es hilft, die Gefühle nicht in sich hineinzufressen. Außerdem: Macht Dinge, die euch guttun. Sport, Hobbys oder einfach Zeit mit Freunden können dabei helfen, den Kopf frei zu bekommen. Und vergesst nicht: Liebeskummer geht vorbei, auch wenn es sich im Moment nicht so anfühlt.

 

Eltern sollten die Gefühle ihrer Kinder ernst nehmen.

 

Geheimnis erste Liebe Beitrag 3

 

Gibt es etwas, das Sie jungen Menschen in Bezug auf Beziehungen mitgeben möchten?

Nehmt euch Zeit, herauszufinden, was ihr wirklich wollt. Beziehungen sind eine tolle Sache, aber sie sollten euch nicht definieren. Ihr seid auch ohne Partner oder Partnerin komplett. Nutzt diese Phase, um euch selbst kennenzulernen und zu wachsen. Und habt keine Angst vor Fehlern – sie sind Teil des Lebens und machen euch stärker.

 

Wie können Eltern Jugendliche in schwierigen Beziehungsphasen unterstützen?

Eltern sollten die Gefühle ihrer Kinder ernst nehmen und empathisch reagieren. Es ist wichtig, Probleme nicht zu bagatellisieren, sondern ein offenes Ohr zu bieten und Raum für Gespräche zu schaffen. Das Teilen eigener Erfahrungen kann ebenfalls helfen, die Situation zu relativieren und Hoffnung zu geben.

 

Was hat Sie persönlich an Ihrer Forschung über die erste Liebe überrascht?

Ich finde es faszinierend, wie unterschiedlich Menschen diese Phase erleben. Für manche bleibt die erste Liebe eine romantische Erinnerung, für andere ist sie nur eine Station auf ihrem Weg. Ich finde es überraschend, dass die erste Liebe kaum längerfristige Effekte auf die Persönlichkeit hat.

 

Es ist faszinierend, wieviel wir über uns selbst
und andere durch Beziehungen lernen können.

 

Wie sind Sie zu diesem Forschungsthema gekommen?

Ich fand es schon immer spannend, wie Beziehungen unser Leben prägen. In Gesprächen mit Freunden und durch Studien habe ich gemerkt, dass Beziehungsforschung ein Thema ist, das uns alle betrifft und das auch praktische Relevanz hat. Es ist faszinierend, wie viel wir über uns selbst und andere durch Beziehungen lernen können.

 

Abschließend Ihr Rat für unsere Leserinnen und Leser: Was lohnt sich in Bezug auf erste Liebe und romantische Beziehungen zu beherzigen?

Antwort: Die erste Liebe ist ein wunderbares Kapitel im Leben, aber es ist nur der Anfang. Es gibt so viel mehr zu entdecken, sowohl in Beziehungen als auch bei sich selbst. Lassen Sie sich Zeit, genießen Sie die Erfahrungen und seien Sie offen für das, was kommt. Jede Beziehung – ob romantisch, freundschaftlich oder familiär – hat ihren eigenen Wert und bereichert unser Leben auf ihre Weise.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Infos zu Frau Dr. Tita Gonzalez Avilés

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