Ihre Allergie hat sich verschlimmert? Das hat einen Grund ©stock.adobe.com ValentinValkov
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Ihre Allergie hat sich verschlimmert? Das hat einen Grund

Kennen Sie das? Jedes Jahr im Frühling dasselbe Spiel: Ihre Nase läuft, die Augen tränen, der Hals kratzt. Doch in den letzten Jahren fühlt es sich anders an – intensiver, anhaltender, schwerer zu kontrollieren. Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass Ihre Medikamente nicht mehr so gut wirken oder dass die Pollensaison endlos zu sein scheint. Sie sind damit nicht allein.

iStock-147787621_AlexRaths
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Nach Angaben des Robert Koch-Instituts leidet inzwischen ein Drittel der Menschen in Deutschland unter einer Pollenallergie – Tendenz steigend. Forschungen zeigen, dass sich nicht nur die Menge der Pollen, sondern auch ihre Zusammensetzung verändert. Und damit wird Heuschnupfen nicht nur lästiger, sondern kann sich auch zu schwereren Atemwegsproblemen entwickeln.

Warum Allergien immer heftiger werden

Früher galt: Je mehr Pollen in der Luft, desto stärker die Symptome. Doch auch die Art der Pollen – und wie sich ihr allergenes Potenzial verändert – ist ausschlaggebend.

1. Mehr Pollen, längere Saison
Durch den Klimawandel beginnen Pflanzen früher zu blühen und hören später auf. Während Birke, Erle und Hasel früher im April ihre Hochsaison hatten, sind sie heute oft schon im Februar aktiv. Gleichzeitig verlängern sich die Blütezeiten vieler Gräser, sodass Allergiker*innen kaum noch Erholungspausen haben.

2. Neue Pflanzen, neue Allergien
Auch die Pflanzenwelt verändert sich. In Deutschland treten zunehmend hochallergene Arten auf, die ursprünglich aus wärmeren Regionen stammen – darunter die Ambrosia, eine Pflanze, deren Pollen besonders aggressiv sind. Sie verursachen starke allergische Reaktionen, selbst bei Menschen, die zuvor keine Probleme hatten. Rund 14 Prozent der Menschen in Deutschland reagieren allergisch auf den Neophyten Ambrosia.

3. Umweltfaktoren verstärken die Wirkung
Nicht nur das Klima, auch die Luftverschmutzung macht Pollen gefährlicher. Feinstaub und Stickoxide reagieren mit den Pollenproteinen, wodurch diese reizender werden und tiefere Entzündungsreaktionen auslösen. Dadurch können selbst Menschen, die früher nur leichte Beschwerden hatten, plötzlich stärkere Symptome entwickeln.

Aber gut, wenn es regnet – oder?

Normalerweise sorgt ein Regen bei Personen mit Allergien für Freude, denn durch Regen wird die Luft gereinigt. Doch haben Sie schon einmal von Gewitterasthma gehört? Besonders Menschen mit Heuschnupfen-Allergie haben unter Umständen schon ihre Erfahrung damit gemacht: Denn nach einem Sturm können sich die Beschwerden plötzlich verschlimmern.

Während eines Gewitters geschieht Folgendes:

  • Durch die hohe Luftfeuchtigkeit platzen Pollen auf und setzen winzige Partikel frei, die tief in die Lunge eindringen können.
  • Die starken Luftströmungen der Gewitterfront wirbeln diese Partikel auf und verteilen sie großflächig.
  • Gerade in Städten mit hoher Luftverschmutzung reagiert die Luft besonders heftig mit den Pollen – das Ergebnis ist eine erhöhte Reizwirkung auf die Atemwege.

Das Risiko für schwere allergische Reaktionen oder sogar Asthmaanfälle steigt. Besonders betroffen sind Menschen mit bereits bekannten Atemwegserkrankungen – aber auch viele, die bislang „nur“ Heuschnupfen hatten, erleben nach einem Gewitter plötzlich Atemnot.

Wenn Pollen auch die Haut angreifen: Allergien und Neurodermitis

Nicht nur die Atemwege, sondern auch die Haut kann unter der steigenden Pollenbelastung leiden. Studien zeigen, dass Pollen eine verstärkende Wirkung auf Hauterkrankungen wie Neurodermitis haben können. Besonders betroffen sind Menschen, deren Hautbarriere ohnehin empfindlich oder geschädigt ist.

Warum reagieren Menschen mit Neurodermitis auf Pollen?

  • Pollen gelangen über die Luft auf die Haut und können dort Entzündungen auslösen.
  • Histaminfreisetzung: Die gleiche allergische Reaktion, die in den Atemwegen Niesreiz oder Schwellungen verursacht, kann auch die Haut irritieren und Juckreiz verstärken.
  • Geschwächte Hautbarriere: Besonders in Zeiten hoher Pollenbelastung kann die Haut empfindlicher auf Reize reagieren, da Allergene durch Mikrorisse leichter eindringen.

Wer unter Pollenallergien und Neurodermitis leidet, sollte daher besonders auf eine gute Hautpflege achten.

Was können Sie tun, um sich besser zu schützen?

Es gibt Wege, Pollenallergien zu lindern und teils auch langfristig zu behandeln. Klassische Antihistaminika helfen, aber es gibt noch weitere Ansätze, die Ihnen unter Umständen auch schon bekannt sind:

Gezielte Pollenprognosen durch Künstliche Intelligenz
Wetter-Apps können mittlerweile nicht nur sagen, wann Pollen fliegen, sondern auch, wie aggressiv sie an dem jeweiligen Tag sind. So können Sie gezielt planen, wann Sie sich draußen aufhalten.

Sublinguale Immuntherapie (SLIT)
Die klassische Hyposensibilisierung gibt es mittlerweile auch als Tablette oder Tropfen, die unter die Zunge gegeben werden. So kann das Immunsystem sich langsam an die Pollen gewöhnen, ohne dass Spritzen notwendig sind.

Moderne Antihistaminika mit weniger Nebenwirkungen
Neue Präparate wie Bilastin wirken gezielt und machen weniger müde als ältere Antihistaminika.

Luftreiniger für zu Hause
HEPA-Filter können Pollen in Innenräumen effektiv entfernen – gerade nachts kann das für einen erholsameren Schlaf sorgen.

Wichtige Anlaufstellen für Patienten mit Allergien und Neurodermitis

Allergien können den Alltag stark beeinträchtigen, aber es gibt zahlreiche Organisationen, die Betroffenen helfen:

Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB)
Tel. 02166 6478820

Deutscher Neurodermitis Bund e. V.
Tel. 040 230744

Deutsche Atemwegsliga e. V.
Tel. 05252 933615

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