Frauengesundheit: Erfordert mehr Aufmerksamkeit
Die Medizin gilt als fortschrittlich – und doch werden Frauen in vielen Bereichen immer noch nicht gleichbehandelt. Viele Krankheitsbilder, die hauptsächlich Frauen betreffen, sind unzureichend erforscht, Symptome werden oft bagatellisiert und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Diagnostik und Therapie werden nicht ausreichend berücksichtigt.

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Ob Endometriose, Herzerkrankungen oder die Wechseljahre – Frauen müssen in vielen Fällen länger auf eine Diagnose warten, erhalten seltener eine gezielte Behandlung oder werden in der Arztpraxis nicht ernst genommen. Doch das Bewusstsein für diese Ungleichheiten wächst – und damit auch die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden.
Frauengesundheit: Warum gibt es immer noch so viele Lücken?
Viele der heutigen medizinischen Erkenntnisse basieren auf Forschungen, die überwiegend an Männern durchgeführt wurde. Bis in die 1990er-Jahre galten männliche Körper als Standard in der klinischen Forschung – und Frauen wurden oft einfach nicht extra berücksichtigt. Doch das ist unter verschiedenen Aspekten problematisch:
- Frauen haben andere Symptome bei Herzinfarkten als Männer – weshalb ihre Beschwerden oft übersehen werden und sie damit eine geringere Überlebenschance haben.
- Viele Medikamente wurden vorwiegend an männlichen Probanden getestet – mit der Folge, dass Frauen häufiger unter Nebenwirkungen leiden.
- Gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose, das PCO-Syndrom oder Wechseljahrsbeschwerden werden nach wie vor unterschätzt, obwohl Millionen von Frauen betroffen sind.
Die Folge: Frauen werden häufig später oder gar nicht richtig diagnostiziert, und ihre Beschwerden werden nicht selten als psychisch oder psychosomatisch abgetan.
Studien zeigen, dass Frauen zum Beispiel im Durchschnitt vier bis zehn Jahre auf eine Endometriose-Diagnose warten müssen – weil Symptome wie starke Regelschmerzen oft nicht ernst genommen werden.
Da die Forschung und Lehre noch Defizite aufweisen, können Sie es nur selbst in die Hand nehmen.
So können sich Frauen in der Arztpraxis besser Gehör verschaffen
Es ist frustrierend, wenn man Beschwerden schildert und mit einem „Das ist normal“ oder „Das ist nur Stress“ abgespeist wird. Doch Frauen können sich aktiv dafür einsetzen, dass ihre Gesundheit ernst genommen wird.
Hier sind drei wichtige Strategien, um sich durchzusetzen:
1. Gut vorbereitet in den Termin gehen
Für die Patientinnen ist oft wenig Zeit – umso wichtiger ist es, den Termin gut vorzubereiten.
- Symptome notieren: Wann treten sie auf? Wie lange dauern sie an? Gibt es einen Auslöser?
- Falls vorher recherchiert wird: Seriöse Quellen nutzen, um Beschwerden besser einordnen zu können.
- Vorab überlegen, was man aus dem Termin mitnehmen möchte: Möchte man eine Überweisung? Eine Zweitmeinung? Eine bestimmte Untersuchung?
2. Klar und selbstbewusst kommunizieren
Nicht jeder Arztbesuch verläuft zufriedenstellend – doch es gibt Möglichkeiten, sich deutlich zu machen.
- Klare Sprache verwenden: Sätze wie „Ich habe starke Schmerzen, die mich im Alltag einschränken“ sind wirkungsvoller als „Ich habe manchmal Bauchweh“.
- Nachhaken, wenn Antworten unklar sind oder die Beschwerden nicht ernst genommen werden.
- Falls nötig, eine zweite Meinung einholen.
3. Unterstützung mitnehmen
Manchmal hilft es, eine vertraute Person zum Termin mitzunehmen.
Eine Begleitperson kann im Gespräch unterstützen und sicherstellen, dass alle Fragen beantwortet werden.
- Falls ein Thema unangenehm ist, kann es helfen, es vorher mit jemandem zu besprechen und sich mental darauf vorzubereiten.
- Patientinnenorganisationen und Selbsthilfegruppen bieten oft wertvolle Informationen und können gezielt weiterhelfen.
Frauen müssen sich für ihre Gesundheit stark machen
In den letzten Jahren wächst das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Medizin. Doch es gibt immer noch zahlreiche Lücken, die geschlossen werden müssen. Frauengesundheit muss jedoch noch mehr in den Fokus rücken – also lassen Sie sich nicht abwimmeln!